Welche Materialien mögen Sie? Welche nicht?
Kunststoff mag ich nicht. Aber es gibt auch schöne Kunststoffdinge. Bei Muji zum Beispiel. Sie haben die schönste Klobürste, auch wenn sie aus Plastik ist. Ansonsten mag ja wohl jeder luxuriöse Materialien, dunkles Holz und so etwas. Ich mag Apple-Computer. Sie sind unglaublich gut gestaltet, auch die aus Kunststoff sind cool. Ich glaube aber nicht, dass das Material so eine große Rolle spielt. Wenn man gestaltet, muss man manchmal unterdrücken, was man selbst gerne mag, man muss sich Gedanken darüber machen, was geeignet ist.
Wenn Sie an Supermarktketten denken, würden Sie ihnen empfehlen, etwas anders zu machen?
Sie haben doch alle die gleichen Sackerl.
Sie könnten die Sackerl für interessante Botschaften nutzen, von Greenpeace oder besser von unpolitischen Stiftungen. Man sollte sich Partner suchen. Es wäre doch nett, wenn man echt coole Botschaften auf allen Papiersackerln hätte. Es würde nicht so viel kosten, käme aber gut an bei den Leuten. Ich denke auch, dass die Sackerl nicht immer vollkommen gleich aussehen sollten. Wenn ich zum Beispiel etwas bei Tiffany’s kaufe, habe ich so viel Geld ausgegeben. Warum bekomme ich immer die gleiche Tasche? Wie wär’s mit ein bisschen Abwechslung? Auch in Supermärkten. Ich denke, es sollte mehr kleine Shops geben mit Spezialitäten und hochpreisigen Abteilungen. Da könnten Sackerl mit einem speziellen Slogan funktionieren. Und man sollte versuchen, ein richtiges „Bündnis“ zu schließen. Die Kunden sollen nach und nach Freunde werden, die den Verkäufer kennen und irgendwie Teil der Familie sind und die das, was du ihnen gibst, lieben. Und dann muss man schon einiges anstellen, um sie wieder loszuwerden. Man weiß ja, Geschwister verzeihen viel. Und das geht im Grunde bei jedem Shop. Wenn sie das Produkt und das Packaging mögen, kommen sie zurück und kaufen. Menschen sind Gewohnheitstiere. Vor allem Männer.
Die Kunden sollen nach und nach Freunde werden, die den Verkäufer kennen
und irgendwie Teil der Familie sind. Und dann muss man schon einiges anstellen,
um sie wieder loszuwerden.
Gibt es einen Weg herauszufinden, ob eine Verpackung erfolgreich ist?
Wenn die Leute anrufen und noch ein Exemplar wollen. Wir haben eine Einkaufstasche für einen Shop gemacht, die man nur bekommt, wenn man genug einkauft, weil sie ein oder zwei Dollar kostet. Da merkt man schon, ob die Nachfrage groß ist. Oder ich hatte mal eine wundervolle Visitenkarte, die etwa zwei Dollar gekostet hat und die Leute haben sie aufbewahrt. Es gibt sehr viel Marktforschung zu diesem Thema, was sich verkauft und was nicht. Ich bin mir einfach sicher, dass die Verpackungen, die wir machen, den Wert des Produkts erhöhen.
Gibt es etwas, was Sie gerne gestalten würden?
Da habe ich eine lange Liste. Viele einfache Dinge. Einen Bleistift zum Beispiel. Und Bücher! Die Bücher der niederländischen Designerin Irma Boom gehören für mich zu den schönsten. Eines war 2009 das Buch des Jahres und ich wünschte, ich hätte es gestaltet.
Haben Sie ein Lieblingsstück in Ihrer Sammlung?
Naja, im Moment vielleicht ein kleines Kreuz, das ich in Wien auf dem Flohmarkt gekauft habe, es hat nur ein paar Euro gekostet. Ich bin nicht religiös oder so, ich finde es einfach hübsch. Ich glaube, so gehe ich an alles heran, was ich sammle. Darum geht es auch in meinem Blog. Wenn ich die Dinge kaufe, bedeuten sie mir viel, sie haben einen großen Wert für mich.
Werfen Sie auch mal etwas weg oder bewahren Sie alles auf?
Oh ja, ich versuche schon, Dinge wegzuwerfen. Als wir kürzlich umgezogen sind, da habe ich mich von vielen Sachen getrennt.
War es leicht oder schwer für Sie?
Beides. Ich frage mich schon, warum ich dies oder das immer noch aufbewahre. Meine Tochter ist zehn und was soll sie mit dem ganzen Zeug machen, wenn ich sterbe? Wie meine große Garnsammlung mit allen möglichen Knäuelformen. Sie sind alle einzigartig und schön und ich habe einige aus dem 19. Jahrhundert. Ich war gerade deswegen in einer Fernsehshow. Viele halten mich für verrückt, weil ich so etwas sammle, aber meine Tochter hat gesagt: “Ich möchte dein Garn behalten.” Das fand ich süß.
Sie haben gesagt, dass Sie Bücher lieben. Lesen Sie auch gerne oder mögen Sie nur das Aussehen, die Schrift, wie sie sich anfühlen und wie sie riechen?
Ich lese am liebsten Sachbücher, aber ich mag Designbücher: Wie sie gestaltet sind, wie sie gebunden sind, die Typographie. Es gibt da ein bestimmtes Niveau in der Buchgestaltung, das völlig unbeachtet ist. Ich habe viele schön gestaltete Bücher. In den 40ern und 50ern gab es tolle amerikanische Buchgestalter, ich sammle ihre Bücher, weil sie so schön sind. Wenn ich Design unterrichte, benutze ich viele Beispiele, um zu zeigen, wie Design funktioniert. Herbert Matter hat ein schönes Buch über Albert Giacometti gestaltet – ohne Text, mit vielen Fotos, es ist gewaltig. Ich verwende es, um Studenten zu zeigen, wie man Bilder komponiert, wie man sie in Beziehung setzt, welches Größenverhältnis. Man kann so viel lernen, wenn man sieht, wie Leute Dinge gestalten.
Was beschäftigt Sie noch?
Ich bin oft sehr unsicher, wo ich stehe im Leben und lese auch deshalb so viele Sachbücher, weil ich einfach ein bisschen klüger werden möchte. Aber ich denke, es kommt darauf an, das zu tun, was man liebt.