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KI-Music

26. Mai 2023, Maxfive

„Heart on my sleeve“ ist der Titel des Songs, der die Musikwelt in Aufruhr versetzt hat. Ihr sprichwörtliches „Herz auf der Zunge“ trugen die Produzent:innen des Kurzzeit-Hits mit den KI-generierten Stimmen der Megastars Drake und The Weeknd tatsächlich: Das Lied wurde als KI-Music gekennzeichnet und aus vielen Streaming-Plattformen prompt wieder entfernt. Was bedeutet der Vorfall für die Musikindustrie?

Thema:

künstliche Intelligenz
MAXFIVE HEAR
Musikindustrie
Zukunft

Künstliche Intelligenz (KI) hat innerhalb kürzester Zeit in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten – die Musikindustrie ist da keine Ausnahme. Immer häufiger wird ChatGPT (Chatbot Generative Pre-trained Transformer) verwendet, um Songtexte zu kreieren. Im Netz findet man eine Flut sogenannter „Prompts“, also Eingabebefehle, die dabei helfen sollen, mit Hilfe der KI den nächsten Hit zu erschaffen. Die sprunghafte Entwicklung artifizieller Intelligenz bietet Chancen für Tonstudios und Musikverlage, die für das Daily Business attraktiv werden könnten.

Nützliche Helfer im Produktionsalltag

Music LM, Riffusion, Musenet … gefühlt täglich tauchen im Netz neue KI-Tools zur Musikproduktion auf, die scheinbar alle Herausforderungen vom Songwriting bis zum finalen Mastering meistern. Vorteile davon? Die AI kann Musikproduzent:innen dabei unterstützen, die Soundqualität ihrer Aufnahmen zu verbessern oder automatisch Remixes von bestehenden Songs zu erstellen. Sie kann außerdem mit wenigen Klicks Störungen und Rauschen herausfiltern oder die Klangbalance von Songs verbessern. Sounds good, doesn’t it?

Gerade wenn es nicht um hochkomplexe Tracks, sondern Hintergrundmusik für Werbefilme, Serien und ähnliche Formate geht, liefert die künstliche Intelligenz immer bessere Ergebnisse. Das kann nicht nur dabei helfen, Zeit zu sparen – auch die Kosten für teures Equipment könnten in Zukunft deutlich reduziert werden.

Gekommen
um zu bleiben!

Die Vielzahl an Möglichkeiten, die KI-Software für die Musikbranche bietet, beschäftigt auch Michael Rauch, Head of Sound Branding bei MAXFIVE: „Das Thema ist sicher gekommen, um zu bleiben – aber in welcher Form, kann man noch schwer abschätzen. Wir werden die Thematik genau beobachten und abwägen, welche Tools für den Bereich der professionellen Audio- und Musikproduktion nützlich sind. Was mich überrascht, ist das Entwicklungs-Tempo, das vorgelegt wird – das ist erstaunlich.“

Risiken für Kreative

Dass die aktuellen ersten Schritte der neuen Software-Generation eigentlich noch Baby-Steps sind, prophezeien auch die unbekannten Produzent:innen von „Heart on my sleeve“, die sich „Ghostwriter“ nennen. In einem Kommentar unter dem Track auf YouTube versprach Ghostwriter: „Das ist erst der Anfang.“

Ein Anfang, der allerdings auch Risiken birgt – in erster Linie für die Künstler:innen, denen einerseits artifiziell generiertes Liedgut „angedichtet“ werden kann, während andererseits ihre Lebensgrundlage in Gefahr gerät. Wenn ein Computer in der Lage ist, authentisch klingende Musik zu produzieren, sinkt vor allem der Bedarf an der Leistung von Musiker:innen und Songwriter:innen, die vielleicht nicht in einer Liga mit Drake und The Weeknd spielen, aber dennoch einen wichtigen Beitrag in der Musikindustrie leisten.

Ein weiteres Problem ist die Tendenz zu „Fast-Food-Music“, da KI-Systeme zumindest aktuell dazu neigen, sich auf bestehende Musikstile und -muster zu konzentrieren. Wenn Musik ausschließlich oder zum Großteil von KI-Systemen erstellt würde, bestünde die Gefahr, dass die Branche jeglicher Kreativität und Weiterentwicklung beraubt wird und wir in Zukunft von einem künstlichen „Einheitsbrei“ beschallt werden, der uns von Fahrstuhlmusik nur träumen lässt.

Rechtliche Grauzone KI

Ob AI-Music ein harmloser Spaß bleibt oder die Branche revolutioniert, wird letztlich auch davon abhängen, wie der neue Trend eingeschränkt wird – oder eben nicht. Gerichte und Gesetzgeber stehen erst am Anfang, wenn es um Eigentumsfragen und Urheberrechte geht. Bislang kann geschütztes geistiges Eigentum nur von Menschen geschaffen werden – aber was ist, wenn Musiker:innen mit den Maschinen zusammenarbeiten?

Eine Frage, die sich auch Tanja Tiefenböck, Head of Music Publishing bei MAXFIVE, stellt: „Wirklich wichtig ist, dass die rechtlichen Komponenten geklärt werden, damit Künstler:innen auch in Zukunft fair entlohnt werden!“

Bei aller Goldgräberstimmung in Sachen KI werden die künftigen Entwicklungen wohl kritisch hinterfragt werden müssen. Nur so kann man sicherstellen, dass KI-Systeme letztendlich dazu beitragen werden, die Arbeit von Musiker:innen und Songwriter:innen zu unterstützen – und nicht zu ersetzen.

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